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25 Jahre

Episode 12 — Felix Otto und unser Engagement für die Zukunft

Veröffentlicht am 17.01.2022

Mit einem Blick Richtung Zukunft, gehalten als Rede unseres Direktors Felix Otto auf dem Sommerfest des Instituts, möchten wir unsere 25-Jahre-MPI-Kolumne beenden. Mit einem herzlichen Dank an alle Beteiligten und an alle Interessierten. Und natürlich mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft.

Ihr MPI MiS

Die folgende Rede hielt Felix Otto in ähnlicher Form am 16. September 2021 zur Eröffnung des Sommerfestes anlässlich des 25-jährigen Bestehens unseres Instituts. Dies ist eine freie Übersetzung des originalen englischen Textes.

„Bernd Sturmfels bat mich, über die Zukunft zu sprechen. In der Grundlagenforschung wie in der Volkswirtschaft glaube ich nicht an eine zentrale Planung oder vereinheitlichte Programme. Ich glaube vielmehr, dass es wichtig ist, einen angemessenen Rahmen für neue Ideen und ihren Wettbewerb zu schaffen. Seit mehr als einhundert Jahren leistet sich die Gesellschaft in Deutschland mit den Max-Planck-Instituten Inseln der akademischen Freiheit und der großzügigen Ausstattung. Zumindest für deren Direktoren ist diese Freiheit bei aller Sicherheit ein ungeheures Privileg. Diese Mittel für die Max-Planck-Gesellschaft könnten auch für Zwecke verwendet werden, die der Gesellschaft und ihren Mitgliedern unmittelbarer zugutekommen, und deshalb sind wir der Gesellschaft für dieses langfristige Engagement zu Dank verpflichtet.

Wir sollten uns bei der Gesellschaft in unserer eigenen Währung revanchieren. Diese Währung ist eine hochpräzise Kreativität von schnörkelloser Klarheit, mit vollem intellektuellen Ehrgeiz und großer Ehrlichkeit. Für uns ist dies eine Aufforderung, programmatisch mutig zu sein und uns die Zeit zu nehmen, in die Tiefe zu gehen. Damit meine ich, sich die Zeit zu nehmen, einem mathematischen Problem zuzuhören, sich die Zeit zu nehmen, die Mathematik aus anderen Wissenschaften zu destillieren. Es wäre eine Verschwendung der Freiheit, die ein MPI gewährt, nur aktuellen Trends oder dem Mainstream zu folgen. Im Gegenteil, es ist eine Aufforderung, wesentliche neue Fragen in Form von mathematischen Problemen zu extrahieren, zu definieren und zu propagieren. Ohne diesen Prozess würde die Mathematik zu einer bloßen geistigen Fingerfertigkeit oder einer Hilfswissenschaft degradiert.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sich alle Arbeitsgruppen des Instituts in ihren sehr unterschiedlichen, individuellen Stilen frontal dieser Herausforderung gestellt haben. Ich für meinen Teil muss sagen, dass die Erfolgsquote so lala ist. Auch hierbei gilt: Erfolg ist nicht planbar.

Diese Rede war eine Art Selbstappell eines Direktors. Eigentlich war es die Seelensuche eines scheidenden Direktors – wir alle drei sind nicht mehr unendlich weit vom Ruhestand entfernt. Wie Sie wissen sind wir dabei, neue Direktorinnen und Direktoren zu berufen, und gerade diese natürliche Form der Verjüngung ist die beste Garantie für Innovation. Ich freue mich darauf.

Die Hauptträger von Innovation am Institut sind die Postdocs und Promovierenden. Wir Direktoren sind die Katalysatoren und Partnervermittler. Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen Ihrer Altersgruppe führen Sie vorübergehend ein Nomadenleben. In der Tat bietet die akademische Laufbahn keine gewöhnlichen Jobs: Sie haben einen Beruf erwählt, der irgendwo zwischen dem einer Künstlerin und dem eines Sportlers liegt, indem er Kreativität und Ausdauer miteinander verbindet.

Viel mehr als wir haben Sie unter den Nebenwirkungen dieser Pandemie gelitten. Ihnen wurde ein Teil der für Ihre Karriere so wichtigen Sichtbarkeit genommen, Ihnen blieb das Vergnügen verwehrt, die Teilnahme an Konferenzen mit der Entdeckung fremder Orte zu verbinden, Sie mussten in kleinen Wohnungen ausharren, einige von Ihnen konnten nicht einmal Ihre Familien besuchen. Ich hoffe, dass dies bald ein Ende hat.

Ich möchte auch die dritte Gruppe ansprechen, die Angestellten unserer Serviceabteilungen – und ich berichte hier nur das, was ich von allen Gruppen und unseren wissenschaftlichen Gästen gehört habe: Wir sind dem Servicebereich, d. h. der Verwaltung und den Sekretariaten, der Systemadministration, der Bibliothek und der Öffentlichkeitsarbeit dankbar für die enorme Unterstützung, die Sie uns Forschern zuteilwerden lassen, stets auf leisen Sohlen und ohne viel Aufhebens. Sie haben effiziente Prozesse installiert, um die uns alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Unis beneiden. Sie schirmen uns von so manchen gut gemeinten, aber in der Summe bürokratisch-hinderlichen Anforderungen aus Berlin, Dresden oder München ab – auch wenn das immer schwieriger wird. Ihre Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, Ihre Kompetenz und Ihr Qualitätsbewusstsein, Ihr Erfindungsreichtum und Einsatz werden allseits gelobt. Vielen Dank!“

[Der vorherige Absatz wurde ursprünglich auch in Deutsch gehalten und bedurfte daher keiner Übersetzung.]

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