Veröffentlicht am 27.02.2020
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ehrt in diesem Jahr Prof. Dr. Guillermo Restrepo mit der Gmelin-Beilstein-Denkmünze. Der Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften wird insbesondere für seine wissenschaftliche Expertise auf dem Gebiet der Mathematik, Geschichte und Philosophie der Chemie ausgezeichnet. „Seine quantitativen und Computer-Methoden sind wichtige Ergänzungen zu den herkömmlichen Ansätzen zum Verständnis der Geschichte der Chemie“, so GDCh-Präsident Prof. Peter Schreiner. Die Preisverleihung erfolgt am 30. März auf einer Festsitzung der GDCh im Rahmen der Chemiedozententagung in Dresden.
Bedauerlicherweise wurde die Preisverleihung gestrichen, um mithilfe von räumlicher Distanzierung die Verbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen.
Der gebürtige Kolumbianer Guillermo Restrepo ist der erste südamerikanische Wissenschaftler, der von der GDCh mit der Silbermedaille und einem dazugehörigen Preisgeld ausgezeichnet wird. Er erhält die Denkmünze insbesondere für seine innovativen Ansätze zu quantitativen und Computer-Methoden, mit denen er zum Verständnis der Geschichte der Chemie beiträgt. Mit seiner Forschung zeigte er zum Beispiel das exponentielle Wachstum neuer chemischer Verbindungen im Verlauf der vergangenen zweihundert Jahre auf. Zudem stellte er die Auswirkung der Weltkriege auf die chemische Produktion dar.
Seine mathematischen und rechnerischen Ansätze in der Chemoinformatik tragen zur Beantwortung wichtiger Fragen in der Geschichte, Philosophie und Soziologie der Chemie bei. Restrepo erforschte mehr als 200 Jahre Geschichte der chemischen Produktion. Dies beinhaltet die historische Betrachtung der Art und Weise, wie Chemiker Ausgangsmaterialien kombinierten, um neue chemische Substanzen zu erzeugen. Die Anwendung von Bibliometrie, eine statistische Methode zur Analyse von Texten und Publikationen, erlaubte ihn die Evolution der mathematischen Chemie als Unterdisziplin der Chemie zu untersuchen. Diese Methoden haben ihn auch dazu veranlasst, die Geschichte des Nobelpreises für Chemie zu analysieren und gewisse Verzerrungen festzustellen. Seine Arbeit zur Philosophie der Chemie widmet sich hauptsächlich der Formalisierung von Schlüsselkonzepten der Chemie wie dem Periodensystem chemischer Stoffe und Elemente.
Guillermo Restrepo studierte Chemie an der Universidad Industrial de Santander in Kolumbien. Sein Promotionsstudium führte ihn nach Deutschland, wo er im Jahr 2008 seinen Dr. rer. nat. an der Universität Bayreuth erwarb. Als Postdoktorand arbeitete er am Mathematischen Institut der Universität Bayreuth und in der Abteilung für Meereskunde an der Texas A&M University in den USA bevor er eine Gastprofessur an der Universidad de los Andes in Kolumbien antrat. Er war zudem über 10 Jahre lang als Professor für Chemie an Universidad de Pamplona in Kolumbien tätig. 2014 wurde er mit einem Alexander-von-Humboldt-Stipendium ausgezeichnet, welches ihm von 2015 bis 2017 eine Gastprofessur am Interdisziplinären Zentrum für Bioinformatik an der Universität Leipzig eröffnete. Dieser ist Guillermo Restrepo bis heute wissenschaftlich verbunden. Seit 2017 forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe „Dynamische Systeme“ am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker vergibt die Gmelin-Beilstein-Denkmünze an in- und ausländische Persönlichkeiten, die sich besondere Verdienste um die Geschichte der Chemie, die chemische Literatur oder die Chemie-Information erworben haben. Der Preis wurde 1954 zu Ehren der deutschen Chemiker Leopold Gmelin und Friedrich Beilstein für ihr Erstellen der essentiellen Handbücher chemischer Stoffe ins Leben gerufen und wird seitdem jedes zweite Jahr vergeben.
Webseite der Gesellschaft Deutscher Chemiker