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László Székelyhidi zum Direktor an das Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften berufen

Veröffentlicht am 14.07.2022

Portrait von László Székelyhidi
© Foto-Zentrum Leipzig

Die „Mathematik in den Naturwissenschaften“ sieht László Székelyhidi als große Herausforderung, aber auch als große Chance an, eröffnet es ihm doch einerseits die Forschung an mathematischen Problemen, die durch Fragen in den Naturwissenschaften motiviert sind als auch im Gegenzug die Schaffung theoretischer Grundlagen, die wiederum den angewandten Wissenschaften dienen. „Ich werde mit Sicherheit beides tun. Ein wichtiger Aspekt für meine Arbeit ist auch, dass das Max-Planck-Institut Teil eines riesigen Netzwerks von Forschungsinstituten ist, von denen die meisten zu den angewandten Wissenschaften gehören. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Forscherinnen und Forschern des Max-Planck-Instituts als auch anderen Einrichtungen, die beispielsweise auf den Gebieten der Strömungsdynamik, der Turbulenzen, in der Astrophysik und in der Meteorologie forschen“, freut sich László Székelyhidi auf sein neues Arbeitsumfeld. Er führt diese Tätigkeit zunächst im Nebenamt aus und wird hauptamtlich als Professor für Angewandte Mathematik dem Mathematischen Institut der Universität Leipzig verbunden bleiben. László Székelyhidi möchte auch aus seiner 11-jährigen Erfahrung als Universitätsprofessor schöpfen, um junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu motivieren, zu fördern und auf ihrem Weg zu einer wissenschaftlichen Karriere zu begleiten. In der seit langem bestehenden engen Verzahnung von Universität Leipzig und Max-Planck-Institut sieht er eine äußert fruchtbare und erfolgversprechende Verbindung.

László Székelyhidi sitzt an seinem Schreibtisch
© László Székelyhidi

Der Schwerpunkt der neuen Arbeitsgruppe liegt auf angewandter Mathematik, vor allem auf partiellen Differentialgleichungen und der Variationsrechnung. Differentialgleichungen sind seit ihrer Entwicklung durch Newton und Leibniz eines der wichtigsten Werkzeuge der modernen Mathematik. In einer partiellen Differentialgleichung wird der Zusammenhang zwischen zeitlichen und räumlichen Veränderungen von Funktionen auf knappe Weise mathematisch beschrieben. So lassen sich beinahe alle physikalischen Grundgesetze in der Sprache der Mathematik formulieren. Székelyhidis Forschung schlägt eine Brücke zwischen verschiedenen mathematischen Teildisziplinen, indem Methoden, die ursprünglich für die Differentialgeometrie entwickelt wurden, auf die Flüssigkeitsdynamik und nichtlineare Elastizität angewandt werden. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zu einer rationalen Mechanik der Schwingungen und sich entwickelnden Mikrostrukturen.

Ein Fokus seiner Arbeit liegt in der Strömungsdynamik und im Speziellen in turbulenten Lösungen, die mit den Navier-Stokes-Gleichungen beschrieben werden können. Dieser einfache Satz von Gleichungen, die lediglich die grundlegenden Newtonschen Gesetze der Massen- und Impulserhaltung beschreiben, sind in der Lage die sehr komplexe Dynamik zu erfassen, die auf vielen verschiedenen Skalen in turbulenten Strömungen stattfindet. Diese Gleichungen sind Teil der Klasse von super-kritischen Gleichungen. Wenn man in deren Lösungen immer weiter hineinzoomt, so besteht die Möglichkeit, dass Energieerhaltung in der Theorie nicht mehr eingehalten wird. Ein Aufblasen der Lösungen, oder auch der Akkumulation von Energie in immer kleiner werdenden Regionen, bis sie letztendlich ins unendliche anschwillt, kann also stattfinden. Im Falle der Navier-Stokes Gleichungen gilt es noch zu beweisen, dass gleichmäßige Lösungen ohne Aufblasen immer existieren. Dies ist eins der sechs noch ungelösten Millenium-Probleme, deren Lösung vom Clay Mathematics Institute mit einem Preisgeld von einer Million US Dollar dotiert ist. Im unten verlinkten Videointerview erklärt Professor Székelyhidi, was er an diesem Problem so faszinierend findet.

László Székelyhidi wurde 1977 als Sohn eines Mathematikers und einer Mathematikerin im ungarischen Debrecen geboren. Bei der Berufswahl schwankte er zunächst zwischen seinen beiden großen Leidenschaften, der Musik und der Mathematik. Er entschied sich für letztere und studierte Mathematik an der Universität Oxford. Seine Dissertation schrieb er am Leipziger Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, 2004 wurde er an der Universität Leipzig promoviert. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Princeton, erneut an das Leipziger Max-Plack-Institut und an die ETH Zürich. 2007 folgte er einem Ruf an die Universität Bonn, kam jedoch 2011 nach Leipzig zurück. Seitdem lehrt und forscht er als Professor für Angewandte Mathematik am Mathematischen Institut der Universität Leipzig. László Székelyhidi erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise, unter anderem einen Starting Grant und einen Consolidator Grant des European Research Councils. Er ist Träger des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

László Székelyhidi spielt Geige
© Lois Lee

Als Direktor kehrt László Székelyhidi nun an den Ort seiner Promotions- und Postdoc-Zeit zurück. In seiner Freizeit spielt er immer noch leidenschaftlich gern Geige und er hofft, auch am Institut auf viele musikbegeisterte Menschen zu treffen. „Unter Mathematikern und Physikern gibt es viele sehr gute Musiker. Es schaltet den analytischen Verstand aus und fördert das, was Einstein den poetischen Teil unseres Geistes nennen würde.“

Videointerview mit Prof. Dr. László Székelyhidi

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