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25 Jahre

Episode 2 — In Erinnerung an unseren Gründungsdirektor Professor Eberhard Zeidler

Veröffentlicht am 22.03.2021

Portrait von Eberhard Zeidler
Eberhard Zeidler * 06.10.1940 † 18.11.2016

Den heutigen Artikel widmen wir einem herausragenden Wissenschaftler, warmherzigen Menschen, zielstrebigen Mentor und außergewöhnlichen Vermittler der Mathematik – unserem Gründungsdirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Eberhard Zeidler.

Eberhard Zeidler wurde am 6. Oktober 1940 in Leipzig geboren. Im Jahr 1959 begann er ein Mathematikstudium an der Universität Leipzig, wurde jedoch 1961 aus politischen Gründen von der Universität exmatrikuliert und durfte sein Studium erst 1964 wieder aufnehmen. Er promovierte 1967 bei Herbert Beckert, dem Leiter der Leipziger Schule für mathematische Analysis und wurde schnell zu einem der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Dies bezeugt beispielsweise seine eindrucksvolle fünfbändige Abhandlung über die „Nichtlineare Funktionalanalysis und ihre Anwendungen“, die seitdem zu den klassischen Texten auf diesem Gebiet zählt. 1974 wurde Eberhard Zeidler zum ordentlichen Professor berufen. Nach der Wende im Jahr 1989 spielte er eine führende Rolle bei der Reformation und Umstrukturierung der Universität Leipzig.

Seinem hohen internationalen wissenschaftlichen Ansehen, seiner ausgewiesenen Führungsstärke und seiner großen Vision ist es zu verdanken, dass 1996 in Leipzig das Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften gegründet wurde. Er leitete das Institut in den ersten Jahren und entwickelte es rasch zu einem international anerkannten und hoch innovativen Forschungsinstitut.

Seine wissenschaftliche Vision basierte auf der tiefen Einheit von Mathematik und theoretischer Physik, und dies gab ihm die unglaubliche Energie und Begeisterung für seine mehrbändige Abhandlung über „Quantenfeldtheorie“, deren Untertitel „Eine Brücke zwischen Mathematikern und Physikern“ sein Ziel so treffend ausdrückt. Er wollte Brücken bauen und die tiefe konzeptionelle Einheit zwischen reiner Mathematik und theoretischer Physik für sich selbst als auch für andere erforschen. Auch die verschiedenen deutschen und englischen Ausgaben seines Handbook of Mathematics haben eine breite und begeisterte Leserschaft erreicht.

Damit war er einer der ganz wenigen Wissenschaftler unserer Zeit, die die Mathematik noch als Ganzes und mit all ihren tiefen Verbindungen zur Physik und deren Anwendungen überblicken und erforschen konnten, anstatt sich, wie es heute oft üblich ist, nur auf isolierte Teilbereiche zu konzentrieren.

Im Jahr 1994 wurde Eberhard Zeidler zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ernannt. 2006 wurde er mit dem „Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis“ und 2014 mit dem ersten Wissenschaftspreis der Teubner-Stiftung zur Förderung der Mathematischen Wissenschaften ausgezeichnet. Im Jahr 2004 erhielt er zudem die Ehrendoktorwürde der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften in Hanoi.

Eberhard Zeidler war ein großer Wissenschaftler, aber auch ein großartiger Mensch, immer um das Wohlergehen anderer besorgt, hilfreich, warmherzig und großzügig, und mit einem tiefen Sinn für Humor. Unser Institut verdankt ihm seine Existenz, seine Vision, seine Struktur und seinen Erfolg. Wir werden ihm immer dankbar bleiben für all das, was er uns als Wissenschaftler und als Mensch gelehrt hat. (Prof. Jürgen Jost)

Sehen Sie eine kurze Diashow in Erinnerung an unseren Gründungsdirektor Professor Eberhard Zeidler.

Eine kleine Auswahl seiner Bücher

  • Quantum Field Theory – A Bridge between Mathematicians and Physicists
    Die Quantenfeldtheorie schlägt eine Brücke zwischen Mathematikern und Physikern, basierend auf komplexen Fragen nach den fundamentalen Kräften im Universum (Makrokosmos) und in der Welt der Elementarteilchen (Mikrokosmos).

  • Die Faszination der Wechselwirkungen zwischen Mathematik und Naturwissenschaften. Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, 109 (2007) Sonderheft, p. 19–40

  • Mathematik – Ein geistiges Auge des Menschen

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